Mit bedeutsamen Situationen sind im Online-Forum eigene Erfahrungssituationen gemeint. Dies können Situationen aus der Praxis sein (von in der Praxis tätigen Fachkräften; Praktikantinnen, Auszubildenden, Lehrpersonen etc.). Für das Forum sollten solche Situationen ausgewählt werden, die für Sie in Ihrer jeweiligen Praxis wichtig geworden sind: Situationen, die Sie als irritierend, herausfordernd oder auch besonders positiv erlebt haben und die daher eine besondere Bedeutung für Sie haben.Eine Situation ist ein komplexes Handlungsgeschehen mit mehreren Beteiligten, das von mindestens einer Person als ein Zusammenhang wahrgenommen wird. Bedeutsam werden Situationen durch das entsprechende Erleben der Beteiligten (Schulz-Schaeffer, 2018, S. 406).Ob etwas als bedeutsam erscheint, hängt also zuallererst von der eigenen Wahrnehmung ab: Sie als Autor*in stellen diesen Zusammenhang her, indem Sie darüber schreiben oder ihn verbildlichen.
Das genaue Beschreiben oder Verbildlichen (etwa durch Fotos, Zeichnungen, Skizzen . . .) der erlebten Situationen dient dabei sowohl der eigenen Reflexion als auch als Diskussionsgrundlage für andere. Möglicherweise hat eine andere Person schon ähnliche oder auch andere Erfahrungen zu jenem Thema gemacht, die Sie in Ihrer Arbeit gerade beschäftigt und kann diese so mit Ihnen teilen. Dass auch Bilder als Ausdruck einer erlebten Situation in das Online-Forum aufgenommen werden, beruht auf der Annahme, dass menschliches Denken nicht nur sprachbezogen, sondern auch ein „Denken in Bildern“ (vgl. z.B. Bohnsack 2009; Lutz-Sterzenbach/Kirschenmann 2014) ist.
Mit bedeutsamen Situationen sind im Online-Forum Erfahrungssituationen von praktisch Tätigen gemeint, die für diese selbst wichtig sind und die diese als eine besondere Konstellation bzw. einen Zusammenhang vor dem Hintergrund eines Arbeitsalltags hervorheben. Eine Situation lässt sich als soziale Konstellation beschreiben, in denen es mehrere Beteiligte gibt und die (von mindestens einer Beteiligten) als ein Zusammenhang wahrgenommen wird. Bedeutsam werden die Situationen durch das subjektive Wahrnehmen beteiligter Akteur*innen als solche (Schulz-Schaeffer, 2018, S. 406).
Solche Erfahrungssituationen eröffnen vielfältige Möglichkeiten der Reflexion: Diskutiert werden können an ihnen z.B. Handlungsorientierungen und Denkmuster, soziale Rollenbeziehungen, Rollenkonflikte und Dilemmata, Rahmenbedingungen praktischen Handelns in Organisationen, Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungskonzepte, Vorstellungen von Kindern, Kindheit und Gesellschaft, und nicht zuletzt gesellschaftliche Machtverhältnisse. Aus Situationen, die zunächst vor allem persönlich bedeutsam erscheinen, lassen sich dabei, je nach methodischem Zugang, auch Typiken herausarbeiten, die verallgemeinerbare Erkenntnisse ermöglichen.
Somit kann eine als persönlich bedeutsam erlebte Situation auch für andere und deren Erkenntnisgewinn relevant werden und das (gemeinsame) Nachdenken über kindheitspädagogische und kindheitswissenschaftliche kindheits- und jugendrelevante Praxen anregen und fördern.