Die Situation hat sich während des Mittagessens abgespielt. Dieses gestaltet sich öfters
als eher chaotisch, abhängig von den anwesenden Erzieher*innen. Auch bei diesem Mittagessen
war die Stimmung sehr unruhig. Außerdem sind zu dieser Zeit mehrere Erzieher*
innen in die Einrichtung gekommen und am Esszimmer vorbei gelaufen, da im Anschluss
die Teamsitzung war. Die Kinder sind dann oft vom Tisch aufgesprungen um sie
zu begrüßen. Der diensthabende Erzieher saß nicht dauerhaft mit am Tisch, so waren nur
nur eine andere Praktikantin und ich als Betreuerinnen am Tisch.
Allgemein ist die Regel, dass die Kinder beim Essen nicht aufstehen dürfen, beziehungsweise
vorher nach Erlaubnis fragen sollen, wenn sie zum Beispiel auf Toilette müssen.
Bei diesem recht chaotischen Mittagessen sagt M2 zu mir sie müsse auf Toilette und steht
auf. Dann fügt sie noch hinzu, dass ich auf ihr Essen aufpassen soll, was ich ihr verspreche.
M2 rennt daraufhin in den Flur und begrüßt die gerade angekommene Erzieherin. Als
der diensthabende Erzieher das mitbekommt, meint er zu ihr „Du bist aufgestanden deswegen
ist das Essen jetzt für dich beendet.“ und holt ihren Teller vom Tisch.
Als ich das mitbekomme, habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich mein Versprechen
auf den Teller aufzupassen nicht eingehalten habe, da ich natürlich das Vertrauen der Kinder
zu mir stärken will. Außerdem ist leider auch keine Zeit mit dem Erzieher darüber zu
reden und ich vermute, dass seine Konsequenz ihm wichtiger ist als mein Wunsch das
Versprechen gegenüber M2 einzuhalten.
Das Bedürfnis auf Toilette zu müssen wirkte im Nachhinein, und auch aus der Sicht des
Erziehers, als bewusst vorgeschoben um die Erlaubnis zu bekommen aufzustehen.
Kurze Zeit später kommt M2 zu mir und meint sie hat noch Hunger. Ich meine zu ihre,
dass sie den Erzieher fragen muss, da ich nicht entscheiden kann, ob sie noch was zu
Essen bekommt. Dieser verneint ihr Frage nach Essen mit Verweis auf ihr Aufstehen vom
Tisch.
Kommunikation und Machtverhältnisse
Tätigkeitsfeld: Hilfen zur Erziehung
Schlagwörter: Kommunikation, Macht, Missverstehen, Praktikum