Während meines Praktikums in einer Kita befand ich mich mit den 3–4-jährigen Jungen einer
Gruppe im Waschraum, um vor der Mittagsruhe die Zähne zu putzen.
Wenn die Kinder fertig mit dem Zähne putzen waren, sollten sie noch einmal alle auf die Toilette
gehen. Zur „Überprüfung“ wurde ein Stück trockenes Toilettenpapier in die Toilettenschüssel
gelegt, was dann nach dem Toilettengang idealerweise nass sein sollte, sodass ausgeschlossen
werden konnte, dass die Kinder nur behaupteten auf Toilette gewesen zu sein und während der
Mittagsruhe das Bett nässen.
Die Toiletten waren nur mit Milchglas abgetrennt, sodass keine räumliche Trennung oder
Privatsphäre im Raum herrschte. Die Kinder schien das jedoch nicht zu stören.
Nachdem ein paar Jungen auf der Toilette saßen, ging eine ältere Erzieherin der Reihe nach zu
allen und fasste den Penis mit den Worten „So einmal den kleinen Mann reindrücken, dass
nichts daneben geht, sonst geht der Strahl gleich überall hin“ ungefragt nacheinander an und
drückte ihn mit ihren Fingern in die Toilette.
Ich fand dies sehr befremdlich und habe mich in der Situation unwohl gefühlt, da die Kinder
ungefragt im Intimbereich angefasst wurden und ihnen somit die Privatsphäre und
Selbstbestimmung während des Toilettengangs genommen wurde. Ich traute mich jedoch nicht,
es anzusprechen, da es sowohl für die Fachkraft als auch für die Kinder als etwas Gewöhnliches
wahrgenommen wurde.
Toilettengang
Tätigkeitsfeld: Kindergarten
Schlagwörter: Grenzen, Macht