Eigene Reflexion

Für mich war die Situation schwierig da ich nur bedingt selber agieren konnte und zwischen
meinem Wunsch das Versprechen einzuhalten und der Entscheidung des Erziehers
stand. Außerdem habe ich mich von dem Erzieher etwas allein gelassen gefühlt, da
er nicht mit am Tisch saß und durch sein hin- und herlaufen für noch mehr Unruhe gesorgt
hat.
Diese Situation wird strukturiert durch die Regeln der Gruppe, die eingehalten werden sollen
und gleichzeitig hauptsächlich nur für die Kinder gelten, zum Beispiel das nicht Aufstehen
dürfen vom Tisch, die räumlichen Gegebenheiten (das Büro liegt gegenüber des Esszimmers,
weshalb ankommende Erzieher*innen während des Essen immer gesehen werden)
und durch verschiedene Machtverhältnisse. Dazu gehören die Entscheidungs- und
Aktionsmacht der Erwachsenen gegenüber der Kinder und andererseits die Entscheidungsmacht
des diensthabenden Erziehers gegenüber anderen Erzieher*innen und den
Praktikant*innen. Außerdem sorgt auch ein gewisser zeitlicher Rahmen für den Ablauf
und den Umgang mit der Situation, denn meist ist so viel los, dass ein ruhiges Gespräch
zwischendurch kaum möglich ist.
Im Nachhinein würde ich auf jeden Fall sagen, dass ich das Gespräch mit dem Erzieher
hätte suchen sollen und das am besten zu einer Zeit, in der mehr Ruhe herrscht. Aber ich
verstehe auch noch warum ich dies nicht getan habe. Denn das Verhältnis zwischen dem
Erzieher und mir war nicht besonders gut und er schien meist nicht so interessiert an einem
Austausch und meinen Fragen.
Das Verhalten des Erziehers folgt nicht einem Anspruch, den ich von anderen Erzieher*innen
mitbekommen hatte. Meist wurde mit der Methode Konsequenzen statt Strafen gearbeitet.
In dieser Situation ist das Wegnehmen des Tellers als Folge vom Aufstehen vom
Tisch aus meiner Sicht aber eindeutig eine Strafe und keine logische Konsequenz.
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Ich habe die Situation ausgewählt, weil diese Dynamik, die in der Situation geherrscht hat,
viele Situationen in meinem Praktikum geprägt hat. Oft hatte ich natürlich nicht die Möglichkeit
als Praktikantin Entscheidungen selbst zu treffen und war hin- und hergerissen
zwischen meinen Werten, meinen Ideen, dem Bewusstsein über meine fehlende Erfahrung
und der Einstellung und dem Handeln der Pädagog*innen. Denn in vielen Situationen
sah ich mich gezwungen auf eine bestimmte Art zu Handeln, weil diese so üblich
schien, auch wenn ich nicht dahinter stehen konnte es aber auch selber nicht besser
wusste.
Das kindheitswissenschaftlich relevante an der Situation ist die da deutlich werdende generationale
Ordnung und das Machtgefälle von Erwachsenen gegenüber Kindern. Denn
das Kind in der Situation war den Entscheidungen und dem Handeln der Erwachsenen
erstmal ausgeliefert. Es muss Regeln befolgen, die von Erwachsenen aufgestellt und
durchgesetzt werden und vielleicht in den Augen des Kindes gar nicht als sinnvoll erscheinen.


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