Mein neunwöchiges Auslandspraktikum absolvierte ich in einer internationalen englischsprachigen Vorschule in Schweden. Ich arbeitete in der Gruppe der 3 ½ bis 4 ½ Jährigen, bestehend aus sechzehn Kindern sowie dem Head Teacher Mary und dem Teacher Assistant Anna.
Die folgend beschriebene Situation ereignete sich in meiner achten Woche, die ich krankheitsbedingt erst am Mittwoch beginnen konnte. Die Methode „Strawberries“ („Erdbeeren“) wurde während meiner beiden Krankheitstage entwickelt. Trotz Nachfrage, ob es etwas Neues gibt, wurde ich darüber nicht informiert.
Beim Zusammensitzen, bevor wir zum Spielen nach draußen gingen, sollten die Kinder nacheinander mitteilen was/wo/womit/wie sie zuvor gespielt hatten. Die Kinder saßen mit Anna im Kreis auf dem Boden. Sie reichte dem Kind, das anfangen wollte zu erzählen, eine Spiderman-Figur. Ich war einige Schritte abseits und räumte Bastelmaterial weg. Die Kinder erzählten nacheinander und reichten dabei die Figur weiter. Als Sarah die Figur hatte und zu erzählen begann, wurde die Gruppe unruhig. Anna sprach mehrmals einzelne Kinder an und bat um Ruhe. Während sich die Unruhe dennoch steigerte, beendete ich meine Aufräumarbeiten und näherte mich der Gruppe, um mich dazu zu setzen.
Bevor ich die Gruppe erreichte, sagte Anna schnell und laut „Strawberries“ („Erdbeeren“). Plötzlich hörten alle Kinder auf zu reden und wechselten vom Schneidersitz zu einer knienden Position. Sie beugten sich nach vorne, sodass ihre Stirn den Boden berührte. Ihre Arme streckten sie ebenfalls nach vorne von sich weg.
Anna stand vom Boden auf, während die Kinder nach wie vor knieten und sich nicht bewegten. Anna sagte: „This is not okay. I need you to listen to me. We’re talking right now about what you did before and I need you to listen to your friends.” („Das ist nicht okay. Ich möchte, dass du auf mich hörst. Wir haben gerade über das gesprochen, was du vorher gemacht hast, und ich möchte, dass du deinen Freunden zuhörst.“)
Während sie redete, bewegte Sarah die Spiderman-Figur, die sie noch in den Händen hatte. Die beiden Kinder rechts und links von ihr drehten den Kopf und schauten zu der Figur. Anna ging auf Sarah zu, wiederholte ihr Gesagtes etwas lauter, setzte schnell ihren Fuß auf die Figur und zog diese mit ihrem Fuß aus Sarahs Händen. Anna setzte sich auf eine Bank, auf der die Erzieherinnen morgens bei der Begrüßung der Kinder sitzen, wartete noch einen kurzen Moment, während sie ihren Blick einmal reihum über die Kinder schweifen ließ und sagte dann: „[Clicadeclak]“. Die Kinder nahmen ihre gewohnte Sitzhaltung wieder ein und es wurde mit dem Erzählen fortgefahren.
Teil II
Während der gesamten Situation war ich in meiner Bewegung eingefroren und beobachtete.
Am darauffolgenden Tag bat ich den Head Teacher (wiederholt) um ein Gespräch, das wir seit einer Woche führen wollten, um mein anstehendes Projekt zu besprechen. Mary wollte es (wieder) auf einen anderen Tag verschieben, jedoch äußerte ich, dass es mir sehr wichtig ist mit ihr zu sprechen. Wir gingen während der Ruhezeit der Kinder in die Küche, wo wir unter vier Augen sprechen konnten. Nachdem wir über meine bisherige Zeit und mein anstehendes Projekt gesprochen hatten, fragte ich sie nach „Strawberries“ („Erdbeeren“).
Sie lächelte und sagte: “It works great, doesn’t it? We used an afternoon practise time for it.” („Das funktioniert prima, nicht? Wir haben nur eine Übungszeit am Nachmittag dafür gebraucht.“)
Ich überlegte einen Moment und fragte dann: “How does it look for you when the kids are in this position?” („Wie siehst es für dich aus, wenn die Kinder in dieser Position sind?) “Während sie sich leicht über den Tisch beugte, um die Bewegung nachzuahmen, antwortete sie immer noch lächelnd: “They lay down.” („Sie liegen auf dem Boden.“)
Ich wartete erneut einen Moment und sagte daraufhin: “For me it looks like they bow to you.” („Für mich sieht es aus, als würden sie sich vor dir verbeugen.“) Sie hörte auf zu lächeln und schien zu überlegen. Ehe sie etwas erwidern konnte, sagte ich: “Anna used it yesterday and I felt really uncomfortable with it.” („Anna hat das gestern angewendet, und ich fühlte mich sehr unwohl damit.“) Mary lächelte wieder leicht und sagte: “Oh, you don’t have to, but I know what you mean.” („Oh, das musst du nicht, aber ich verstehe, was du meinst.“)
Sie schien weiter zu überlegen, ich wartete wieder einen Moment und erwiderte: “I wondered, if you would work with adults instead of children, would you use ‘Strawberries’ too?” („Ich frage mich, ob du mit Erwachsenen statt mit Kindern so arbeiten würdest, würdest du auch „Erdbeeren“ anwenden?“). Sie lachte: “Ofcourse not.”(„Natürlich nicht.„) Ich fragte: “…Why do you use it with children then?” („Warum macht ihr es dann mit den Kindern?„) Sie hörte auf zu lachen und schien wieder zu überlegen.
Ich sagte weiter: “If I would be Sarah doing ‘Strawberries’, I wouldn’t feel comfortable or happy [Pause] …would you?“ („Wenn ich Sarah wäre du „Erdbeeren“ machen müsste, würde ich mich nicht besonders wohl fühlen.“) Sie schüttelte den Kopf und sah nun etwas bedrückt aus: “I understand. [Pause] …I will talk to Anna.“ („Ich verstehe, (Pause ) . . . Ich werde mit Anna reden.)
Ich bedankte mich für ihre Zeit, sie bedankte sich, dass ich ihr meine Sicht geschildert habe und wir beendeten das Gespräch.
Bis zum Ende meines Praktikums gab es kein weiteres Anwenden der „Strawberries“ („Erdbeeren„) Methode.