„Lass mich los!“


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Es handelt sich um eine Beschreibung aus meinem Berufspraktikum. Die Situation ereignete sich am Nachmittag nach dem Mittagsschlaf. Die Kinder waren aufgestanden, haben sich im Gruppenraum angezogen und Körperhygiene betrieben.

Aufgrund von Krankheit und Urlaub war ich allein zum Vesper in einer Gruppe zugeteilt. Diese setzt sich aus zwölf Kindern im Alter von drei bis vier Jahren zusammen. In der folgend beschriebenen Situation waren acht der zwölf Kinder anwesend. Die Kita arbeitet nach dem geschlossenen Konzept. Der zeitlich strukturierte Tagesablauf gab vor, dass unmittelbar nach dem Aufstehen die Vesper im Gruppenraum folgt.

Ich bat die Kinder, sich an den Tisch zu setzen, um gemeinsam zu essen und zu trinken. Alle Kinder folgten meiner Anweisung. Ich bot Essen und Trinken an. Währenddessen stand ein dreijähriges Kind unverzüglich danach auf und fing an, im Gruppenraum zu spielen. Da dieses Kind mehrere Wochen nicht die Einrichtung besuchte, hatte ich vorher keinen Kontakt zu dem Kind und konnte zunächst sein Verhalten nicht einschätzen.

Ich habe es aufgefordert, sich wieder an den Tisch zu setzen. Ich erklärte, dass wir alle gemeinsam essen und trinken und brachte die Regel an, dass nicht gespielt wird, wenn wir am Tisch sitzen. Außerdem müsse es nichts essen und trinken, wenn es nicht möchte. Allerdings wird sich dennoch an den Tisch gesetzt. Es schien, als würde es meine Erklärungen nicht ernst nehmen und zu sehr mit dem Spielen beschäftigt sein. Mehrere Bitten und Aufforderungen haben nicht erreicht, dass es sich wieder zum Tisch begibt. Diese versuchte ich in unterschiedlichen Lautstärken und -betonungen wiederzugeben. Während ich mit dem Kind sprach, habe ich weiterhin Getränke eingegossen und den anderen Kindern Essen angeboten.

Nun kam eine pädagogische Fachkraft aus einer anderen Gruppe in den Raum, um nach dem Rechten zu sehen. Sie hat das spielende Kind bestimmt und selbstbewusst aufgefordert, sich an den Tisch zu setzen, jedoch reagierte es nicht. Daraufhin ging sie zu dem Kind hin, packte es grob am Arm und schob es in Richtung Tisch. Dann drehte sich das Kind um in Richtung Spielzeug. Nachfolgend hob die Fachkraft das Kind schnell hoch, trug es zu seinem Stuhl und setzte es mit Nachdruck hin. Die Fachkraft war sich in ihrem Verhalten sicher. Dabei strampelte das Kind mit den Armen und Füßen und sagte immer wieder: „Lass mich los!“. In der Zeit habe ich mich den anderen Kindern zugewandt und sie mit Essen und Trinken versorgt.

Das Kind blieb kurz sitzen, stand jedoch schnell wieder auf und sagte, es wolle spielen. Die Fachkraft war aufgebracht und gleich hinterher, was das Kind bemerkte, woraufhin es sich hinter mir versteckte und Schutz suchte. Es schien eingeschüchtert und verängstigt. Nun bat ich es erneut in einem ruhigen Ton, sich auf seinen Platz zu begeben. Dies tat es erst, als ich es an die Hand genommen und bedacht zu seinem Platz gebracht habe. Es bleib sitzen und die Fachkraft war scheinbar zufrieden, weshalb sie den Raum verlassen hat. Ich bot dem Kind Essen und Trinken an. Für kurze Zeit aß und trank es.

Anschließend stand es wieder auf sagte, es wolle spielen. Da ich in dem Moment nicht mehr weiterwusste, überfordert und gestresst war, übernahm ich in ähnlicher Weise die Handlungen der Fachkraft. Ich nahm es behutsam am Arm und führte es zum Stuhl, bat ihn, sich zu setzen und zu warten, bis alle Kinder fertig sind. Es drehte sich von mir weg, windete sich aus meinem Griff und rann weg. Ich folgte dem Kind, hob es hoch und setze es auf seinen Stuhl. Dabei sagte er, ich solle ihn loslassen. Dieses Vorgehen wiederholte sich, bis die anderen Kinder fertig waren und wir rausgehen konnten.